Mit geringen Mitteln und klaren Strategien zum Erfolg - Vom Aufstieg des Sportclub Verl von 1924 e.V.

v.l.n.r. Bruno Schroeder (SCHROEDERS Likör Manufaktur), Eric Adelt (IP Adelt GmbH), Andreas Schroeder (SCHROEDERS Likör Manufaktur), Sabine Schoner (Kultur Räume Gütersloh), Hans-Josef Katzwinkel, Ralf Markötter (Autohaus Markötter GmbH) und Markus Hirschmeier (Hirschmeier Media GmbH & Co. KG) Foto: Sarah Jonek
27. November 2023
VIP-Raum „1924“ Sportclub Arena (Poststr. 36, 33415 Verl)

Der Dorfclub rockt die 3. Liga

Vom Aufstieg des Sportclub Verl von 1924 e.V.

(Verl, 27. November 2023) Viele Bielefelder Gäste und Mitglieder des Marketing Clubs traten an diesem Abend die Reise zum „Auswärtsspiel“ nach Verl an. Vorständin Sabine Schoner freute sich über die große Resonanz im VIP-Raum „1924“ der Sportclub Arena – und das trotz des unerwarteten Wintereinbruchs. Der grüne Rasen des SC Verl versteckte sich unter einer weißen Schneedecke. Die Rasenheizung lief bereits in Vorbereitung auf das Spiel am kommenden Sonntag gegen Dynamo Dresden.

Das Wetter tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch. Hans-Josef Katzwinkel, der in verschiedenen Funktionen beim SC Verl tätig war und ist, berichtete allerlei Wissenswertes aus der Historie und neueren Geschichte des Dorfclubs, der zum Zeitpunkt der Veranstaltung vom Aufstiegs(!)-Relegationsplatz der 3. Liga grüßte.

Als Mann der Zahlen konnte Hans-Josef Katzwinkel im gut besuchten VIP-Raum von einer besonderen Auszeichnung durch den DFB berichten. Der SC Verl ist wiederum beim Financial Fairplay in der 3. Liga dabei und kann sich über eine erkleckliche Summe freuen. Das Financial Fairplay ist aktuell noch ein Belohnungssystem für gesundes und nachhaltiges Wirtschaften, ab der nächsten Saison wird die Einhaltung der Etatplanung als Auflage in das Zulassungsverfahren integriert. Apropos: Sportlich läuft es für den SC gerade richtig gut. Verl, mit dem zweitgeringsten Etat der Liga, gilt als Tormaschine. „Wir haben die geringsten Personalkosten pro erreichten Punkt in der Liga“, berichtete der Fußballfunktionär, der seinen Hauptwohnsitz nach wie vor in Essen hat und trotzdem als Verler Urgestein durchgeht. Und auch wenn die Saison noch lang ist, wird der Club neben der Lizenz für die 3. auch die für die 2. Liga beantragen, obgleich das Verfahren durch die verpflichtende Beauftragung von Wirtschaftsprüfern einiges kostet. Ganz zu schweigen von den Auflagen, die der SC Verl in puncto Infrastruktur im Falle eines Aufstiegs, wie Stadionkapazität oder Nachwuchsleistungszentrum erfüllen müsste. Hans-Josef Katzwinkel bleibt ostwestfälisch bodenständig: „Ich sage, uns fehlen noch 18 Punkte, damit wir mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben.“

Der SC Verl ist aber mehr als die Profiabteilung. Das ist dem langjährigen ehemaligen Geschäftsführer von Alulux ganz wichtig. „Wir haben 1.200 Mitglieder, 30 Mannschaften mit rund 600 aktiven Jugendlichen. In der 3. Liga sind wir einer der wenigen Clubs mit einem so großen Jugendbereich.“ Die A-Jugend spielt Bundesliga und auch drei Mädchenmannschaften tragen die Verler Farben. 

 

99-jährige Tradition

Gegründet wurde der SC Verl 1924. Seinerzeit gab es noch eine Leichtathletik-Abteilung. Viele Namen der Gründungsmitglieder finden sich auch heute noch im Mitgliederverzeichnis. „Dem SC bleibt man über Generationen verbunden“, betont Hans-Josef Katzwinkel. Seit 1953 hat der Verein sein Stadion an der Poststraße – das Wohngebiet kam erst später. Denn das Gelände war früher eine Sumpflandschaft. Mit Rücksicht auf die Nachbarn müssen die Spiele derzeit um 21 Uhr beendet sein. Deshalb kommen für den SC Verl Spiele mit einer Anstoßzeit von 19:30 – wie in dieser Saison in der 3. Liga üblich – nicht in Frage.

Als Meilenstein der Historie nennt der ehemalige 2. und 1. Vorsitzende die Verpflichtung eines Trainers im Jahr 1959. Ein Jahr später stieg Verl in die Bezirksliga auf und Wolfgang Beckhoff stieg als Sponsor ein. Das brachte den Verein einen gewaltigen Sprung nach vor. Denn nicht nur seinerzeit war es schwierig, Sponsoren von dem erfolgsabhängigen Produkt Fußball zu überzeugen. Die Firma Beckhoff Automation unterstützt den SC heute bereits in dritter Generation.

Über die Oberliga (1986) ging es allmählich nach oben – bis zur Regionalliga (1994), dort stagnierte die Entwicklung allerdings. Es gab zwar Aufs und Abs, aber das Zuschauerinteresse erlahmte in diesen 20 Jahren. 2015 setzten sich die Verantwortlichen zusammen, um dieser Negativ-Spirale zu entkommen. „Wir wollten eine andere Atmosphäre und dazu brauchten wir andere Anstoßzeiten“, skizzierte Hans-Josef Katzwinkel die Überlegungen. Investitionen waren nötig, denn wer Abendspiele ausrichten möchte, benötigt Flutlicht. Außerdem musste aus Schallschutzgründen das Stadion komplett überdacht werden. Das Konzept war erfolgreich. „Freitags habe ich den VIP-Raum oft erst nach Mitternacht abgeschlossen“, erinnert sich der Funktionär, der mit viel Herzblut beim SC tätig ist. Und auf sportlicher Ebene wurde der Versuch unternommen, mal bei der 3. Liga anzuklopfen. In der Saison 2019/20 sorgte Verl im Pokal für Furore und erreichte überraschend das Achtelfinale und unterlag dort Union Berlin.

 

Auf den Weg in die 3. Liga

In der Liga kam es durch die Corona-Pandemie 2020 zu einem Saisonabbruch. Verl beantragte – wie viele anderen auch – Kurzarbeit. Dann die Entscheidung vom DFB: Verl sollte die Relegationsspiele zur 3. Liga gegen Lok Leipzig bestreiten. „Wir mussten alle aus der Kurzarbeit holen, Hygienekonzepte schreiben und ein Stadion für das Rückspiel organisieren und das mit zwei Mann in der Verwaltung.“ In Verl dufte nicht gespielt werden, weil sich der Kreis Gütersloh wegen der hohen Corona-Zahlen bei Tönnies im Lockdown befand. Letztlich konnte der DSC Arminia aushelfen und auch Oberbürgermeister Pit Clausen hatte sich für die Austragung des Spiels auf der Alm, in der SchücoArena stark gemacht. Eigentlich hatte der SC den Aufstieg erst für 2024 anvisiert – zum 100. Geburtstag. Aber nun war es schon früher so weit.

Die Zugehörigkeit zur 3. Liga kam vielleicht etwas früh, denn der Spielbetrieb musste zunächst in den Stadien in Lotte und in Paderborn stattfinden, weil das Verler Stadion nicht den Anforderungen des DFB entsprach. Das war nicht nur ein organisatorischer, sondern auch ein finanzieller Kraftakt. Erst durch die Änderungen der Statuten, die erforderliche Kapazität wurde von 10.000 auf 5.001 Plätze heruntergeschraubt, war das Stadion an der Poststraße wieder im Rennen. Gleichzeitig wurden aber Rasenheizung, Flutlicht, Kameraplätze für TV- und Medienplätze etc. verpflichtend. Entsprechende Investitionen wurden getätigt. Ende Juli 2023 fand die Bauabnahme des modernisierten Stadions statt und der SC Verl kann in dieser Saison endlich wieder zu Hause spielen. „Unser Stadion ist auch als Ort für U-Länderspiele interessant“, freut sich Hans-Josef Katzwinkel und könnte während der Frauen-WM 2027 Trainingsstätte für eine Gastmannschaft werden.   

Die sich anschließende lebhafte Fragerunde wurde bei einer Stadionführung fortgesetzt. Zurück im VIP-Raum ging es munter weiter mit Netzwerken und Fachsimpeln über die schönste Nebensache der Welt, während ein weiteres Verler Urgestein, Bruno Schroeder, die Gäste mit Spirituosen und Likören verwöhnte, die seit mehr als zweihundert Jahren in Verl am Kirchplatz in SCHROEDERS Likör Manufaktur hergestellt werden. Dieser Abend war eine richtig runde Sache.

 

Text: Eike Birck

Fotos: Sarah Jonek

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