Agilität: Vom Fremdwort zu Werten, Werkzeugen und Methoden für Alle

v.l.n.r Sabine Schoner (Kultur Räume Gütersloh), Bastian Seehaus und Jessica Thamm (NATIVES GmbH & Co. KG)
13. März 2023
NATIVES GmbH & Co. KG (Ravensberger Str. 12a, 33602 Bielefeld)

Neue Wege gehen: Agilität

Vom Fremdwort zu Werten, Werkzeugen und Methoden für alle

(Bielefeld, 13. März 2023) „Uns erwartet ein neuer, spannender Ansatz, um Zusammenarbeit zu erleichtern und effektiver zu gestalten“, verspricht MC-Programmplanerin Sabine Schoner bei der Begrüßung der Mitglieder und Gäste des Marketing Clubs OWL Bielefeld. Zu Gast war in den gemütlichen wie stylischen Räumlichkeiten von NATIVES Bastian Seehaus, der in einem interaktiven Vortrag ganz plastisch die Vorteile agiler Werte darstellte und den Teilnehmenden auch ganz konkret erste agile Werkzeuge an die Hand gab.

 

Zu Beginn fragte er die Erwartungshaltungen ab, die die Gäste an diese Veranstaltung haben. So wurden u. a. Abkehr vom Alten, Erfahrung in der Umsetzung, Leitbild & Regeln sowie die Motivation von Mitarbeitenden und neue Wege genannt.

Bei der Definition des Begriffs „Agilität“ weist Bastian Seehaus darauf hin, dass im Englischen damit nicht nur Beweglichkeit bzw. eine Leichtigkeit in der Bewegung gemeint ist, sondern im angelsächsischen Verständnis auch Erfindungsreichtum, also eine Beweglichkeit im Geist samt guter Reaktionszeit impliziert ist. Das sei gerade in unserer VUCA-Welt entscheidend. „Die Welt, in der wir leben ist volatil, uncertain, complex und ambiguous“, sagt der 45-Jährige, der bereits seit zehn Jahren den agilen Weg gehend tiefe Einblicke in Großkonzerne und Mittelstandunternehmen gewinnen konnte. Eine weitere Herausforderung für Unternehmen – egal welcher Größe – sei der demographische Wandel. In den nächsten 10 Jahren gehen 25 Prozent der heutigen Belegschaft in Rente und die Positionen müssen neu besetzt werden.

 

Sich den Herausforderungen stellen

 

„Wir brauchen Strukturen in Unternehmen, um auf die sich wandelnde Situation reagieren zu können“, macht er die Dringlichkeit, neue Wege zu gehen, deutlich. Besonders in großen Unternehmen mit vielen unterschiedlichen Abteilungen hapert es an der Kommunikation, was letztlich den Arbeitsprozess oder die Entwicklung neuer Projekte und neuer Produkte behindere.

Als agile Werte führt er in Anlehnung an „Agile Prinzipien“ aus, dass Individuen & Interaktion in Projekten besser funktionieren als Prozesse & Werkzeuge, wobei man Letztere selbstverständlich auch brauche. Außerdem seien funktionsfähige Produkte besser als umfassende Dokumentationen, die Zusammenarbeit mit dem Kunden (Stichwort Vertrauen) besser als Vertragsverhandlungen. Und last but not least habe es sich als wirksamer erwiesen, auf Veränderungen zu reagieren anstatt dem festgelegten Plan zu folgen.

Aus der Vielzahl agiler Prinzipien hat sich Bastian Seehaus folgende herausgesucht, um sie bei dieser Veranstaltung, die Zeit war ja begrenzt, zu bearbeiten: sei offen für Neues, arbeite zusammen, Vertrauen & Unterstützung, Reflexion & Lernen. Zu Beginn eines jeden Prozesses sei es entscheidend, ein gemeinsames Ziel zu definieren. Das sei ungemein motivierend und ein Team, das gut zusammenarbeitet, erreicht in der Regel mehr als ein Einzelner. „Wenn man gemeinsam etwas schafft, setzt das Energie frei“, weiß der Spezialist für Agilität.

 

In der Rückschau

 

Ein agiles Tool, das sich schnell implementieren lässt, ist die Retrospektive. Bastian Seehaus empfiehlt, alle zwei bis vier Wochen für eine Stunde eine Rückschau abzuhalten. Wenn das Team zum Check-in zusammenkommt, ist es wichtig, die Beteiligten einmal alle auf das Anstehende einzustimmen. Das kann mit einer Frage nach dem gerade persönlich empfundenen Energie-Level sein. Die oberste Direktive ist, dass ein wertschätzender Umgang miteinander erfolgt. Dazu gehört das Vertrauen, dass jeder in den vergangenen Wochen sein Bestes getan hat, um die gesteckten Projektziele zu erreichen. In einem ersten Schritt werden bei einer Retrospektive Infos gesammelt: Was war gut? Was war schlecht? Anhand der gerade laufenden Veranstaltung waren die Teilnehmenden aufgefordert genau diese beiden Fragen per Zuruf an den Referenten zu beantworten.

In einem nächsten Schritt erfolgt bei der Retrospektive ein „Rückblick auf die letzten Maßnahmen“. Welche Probleme wurden angesprochen und konnten diese zwischenzeitlich behoben werden? Als Nächstes wurden die Infos zu: „Was war gut und was schlecht“ priorisiert, denn in einem strikt abgesteckten Zeitfenster können erfahrungsgemäß nicht alle Probleme erörtert werden. Die Priorisierung erfolgt in der gesamten Gruppe und nicht etwa durch die Führungskraft. Daran schließen sich Analysen und Maßnahmen an. Das Check-out bildet das Ende der Retrospektive.

„Die regelmäßige Retrospektive gibt Transparenz, Wertschätzung und ist ein gutes Stimmungsbarometer“, betont Bastian Seehaus. Die gemeinsam beschlossenen Maßnahmen werden demnach vom gesamten Team getragen. Und auch wenn Probleme nur benannt werden, und jedes Mal erneut, dasselbe Thema auf den Tisch kommt, weil keine Lösung gefunden werden kann oder es schlicht keine gibt, hat das eine Ventilfunktion. Bei einer Retrospektive sei eine harte Moderation erforderlich, damit wirklich die Inhalte besprochen werden, die für alle Team-Mitglieder relevant sind. Das wichtigste Instrument sei das Geben von Feedback – und überaus gute Rückmeldungen bekam Bastian Seehaus für seinen praxisnahen Vortrag, bei dem jeder ganz viel für den eigenen Unternehmensalltag mitnehmen konnte.

 

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Text: Eike Birck

Fotos: Sarah Jonek

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