Datenschutz bremst die Wirtschaft?! Aber wer will schon ungebremst vor die Wand fahren.

v.l.n.r. Jessica Thamm (NATIVES GmbH & Co. KG), Thomas Werning (werning.com GmbH) und Sabine Schoner (Kultur Räume Gütersloh) Foto: Sarah Jonek
30. Oktober 2023
Natives GmbH & Co. KG (Ravensberger Str. 12a, 33602 Bielefeld)

Datenschutz bremst die Wirtschaft?! Aber wer will schon ungebremst vor die Wand fahren.

Mehr Respekt

„Datenschutz schützt keine Daten, sondern Menschen“. Diese Erkenntnis zieht sich als roter Faden durch einen kurzweiligen Vortrag, der die Gäste der Club-Veranstaltung bei der Natives GmbH & Co. KG in der Ravensberger Straße ganz offensichtlich bewegt: Die Zwischen- und Nachfragen zu dem komplexen Thema sind zahlreich.

 

Aber erst einmal von vorn: Referent Thomas Werning, Geschäftsführer der werning.com GmbH und der MoeWe Datenschutz GmbH, beginnt seinen Vortrag mit dem Bild einer Zitrone. Ganz nach dem Motto: Jeder weiß, dass sie gesund ist, aber reinbeißen möchte trotzdem niemand. Ähnlich verhält es sich mit dem Datenschutz. Um zu zeigen, wie sich im übertragenen Sinne aus Zitronen Limonade machen lässt, fängt Thomas Werning mit den Basics an. Er selbst ist seit über 20 Jahren im Bereich Datenschutz, Internetmarketing und Digitalisierung unterwegs. Er hat die Aufregung bei der Einführung der DSGVO 2018 erlebt – eine Phase, in der er unglaublich viele Vorträge zu dem Thema gehalten hat. Und er beobachtet aktuelle Trends. Dazu zählen etwa die Abmahnungswelle bzgl. der Google Fonts, die auf vielen Webseiten eingebettet sind. Aber auch das Auskunftsrecht darüber, welche Daten über einen gespeichert sind. Das in Anspruch zu nehmen, empfiehlt der Vortragende durchaus, denn ob bei der Schufa oder in Flensburg, oftmals sind falsche oder veraltete Daten gespeichert.

Doch was genau schützen Datenschutzgesetze eigentlich? „Die Grundrechte und Grundfreiheiten natürlicher Personen, wenn deren Daten erhoben werden“, erklärt Thomas Werning. Deshalb gilt generell der Grundsatz. „Erhebe keine Daten ohne Erlaubnis.“ Aber natürlich stehen in der DSGVO auch Gründe, in welchen Fällen die Verarbeitung von Daten doch rechtmäßig ist. Dazu zählen etwas sogenannte „berechtigte Interessen“, die Einwilligung der Betroffenen oder dass die Daten zur Erfüllung eines Vertrages erforderlich sind. „Oft geht es aber gar nicht um Gesetze, sondern um Respekt“, unterstreicht der Experte. „Wenn man Daten so respektvoll behandelt wie Menschen, gibt es meist gar keine Probleme.“ Die digitale Verantwortung lebt er im eigenen Unternehmen aktiv mit der Aktion 1-Prozent.de: Ein Prozent jeder Rechnung wird an Organisationen gespendet, die sich für Menschenrechte einsetzen.

Nächster Punkt des Vortrags: Tracking. Und das ist wirklich allgegenwärtig. Beim Surfen im Internet ebenso wie beim Gang durch die Shopping-Mall, wo etwa die Verweildauer in verschiedenen Läden gemessen wird. Problematisch kann es dann werden, wenn Daten an einen Dritten zu einem anderen Zweck übermittelt werden. Beispiel: Wer im Internet nach neuen Jobs sucht, wird eventuell als nicht solvent eingestuft und bekommt nicht die Möglichkeit, etwas auf Rechnung zu kaufen.

Doch wie lässt sich die eigene Internetseite datenschutzkonform gestalten? Zum einen etwa, indem die Tracking-Tools in eigener Hand bleiben: Die Daten liegen auf dem eigenen Server und werden nicht weitergegeben. Die nächste Möglichkeit: Einen Dienstleister dafür bezahlen, der garantiert, die Daten nicht für eigene Zwecke zu nutzen. Stattdessen setzen allerdings viele Unternehmen auf Google Analytics, weil es kostenlos ist. Hier rät Thomas Werning zu Alternativen wie Matomo, die sich datenschutzkonform konfigurieren lassen.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der für ihn mit Respekt zu hat: Die Internetseite sollte nicht nur einen „Alle akzeptieren“, sondern auch einen „Alle ablehnen“-Button bieten. Oder, darauf setzt er selbst, so gestaltet sein, dass sie ganz ohne Einwilligungs-Banner datenschutzkonform ist. Das funktioniert über die zuvor erwähnten „berechtigten Interessen“. Er setzt keine Cookies, gibt keine Daten an Dritte weiter, kann aber dennoch wichtige Daten erfassen. Zum Beispiel wo Besucher herkommen und welche Marketing-Aktivitäten erfolgreich sind. „Faires Internetmarketing ist möglich“, unterstreicht der Experte, der Datenschutz als Qualitätsmerkmal eines Unternehmens sieht.

 

Text: Stefanie Gomoll

Fotos: Sarah Jonek

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